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Weinjahr 2018: Ein goldenes Jahr für Südtirol

Flüssiges Gold

Ein sagenhaftes Weinjahr kann nicht nur der ganze Stolz einer einzelnen Kellerei, sondern einer gesamten Weinbauregion sein – und das mit gutem Grund. Segnet die Natur eine Region mit einem außerordentlich vorteilhaften Jahresverlauf, bedeutet das höhere und qualitativ hochwertigere Ernteerträge. Manche Jahre brachten solch außerordentliche Weine wie den 1870er Château Lafite-Rothschild  Pauillac aus dem Bordeaux hervor, der unauslöschlich in den Annalen der Weingeschichte residiert. Der Titel dieses Absatzes war zwar als reine Stilblume gedacht, doch tatsächlich ließe sich eine Flasche des obengenannten Legendenweins zum handelsüblichen Auktionspreis in Gold aufwiegen, ohne dabei ein Verlustgeschäft zu machen.

Jahrtausendalter Hype

Diese Apotheose erstklassiger Jahrgänge wurzelt tief in der Vergangenheit des Menschentums und des Weinbaus. Tatsächlich liegen uns historische Belege vor, dass bereits in der römischen Antike Jahrgänge die als besonders gelungen galten, um astronomische Summen gehandelt wurden. An deren Spitze steht der älteste uns bekannte Jahrgang überhaupt: Der im Jahre 121 v. Chr. gekelterte Falerner Wein aus Kampanien. Dieser am Fuße des heutigen Monte Massico angebaute Wein galt auch in weit weniger spektakulären Ausführung als Luxusgut und kostete in der Regel weit mehr als das Vierfache eines anderen herkömmlichen Weines.

Südtirol schreibt Geschichte

Doch ein Weinjahrgang muss keine 140, geschweige denn gar über 2.000 Jahre zurückliegen, um Geschichte zu schreiben. In Südtirol reichen dafür gerade mal zehn: Der 2009 gewimmte und sieben Jahre lang im Silberstollen gelagerte „Epokale“ der Kellerei Tramin erhielt 2018 als erster Wein Südtirols, und allererster Weißwein gesamt Italiens 100 Punkte von Robert Parkers Wine Advocate verliehen. Dieses einmalige Kleinod des Südtiroler Weinbaus ist ebenso Frucht der einzigartigen Fertigkeiten des Kellermeisters Willi Stürz wie der hervorragenden klimatischen Bedingungen des Jahres selbst. Doch was meint man eigentlich mit „hervorragenden Bedingungen“ genau?

Benimmregeln für ein gutes Weinjahr

Der Wachstumsverlauf der Traube ist ein hochkomplexer Prozess dessen gelungener Ausgang von einer Vielzahl unterschiedlichster Faktoren bedingt ist und somit keinesfalls restlos in einem Blog-Artikel zu erschöpfen ist. Um an das Mysterium „Was macht einen guten Jahrgang aus?“ etwas weniger unbeholfen herangehen zu können, sollen die folgenden fünf Grundsätze ein wenig Klarheit spenden:

  1. Im Frühjahr sollten die Austriebe, also die Knospen an der Rebe, möglichst früh und vom Frost unbeschadet austreiben. Dadurch dauert die folgende Vegetationsperiode besonders lange.
  2. Eine frühe Blüte der Triebe gegen Mitte Mai bis Ende Juni begünstigt die gleichmäßige Entwicklung gesunder Beeren. Übermäßige Niederschläge können dabei hinderlich sein, deswegen ist relativ trockenes Wetter in diesen Monaten vorteilhaft.
  3. Im Sommer sind viele Sonnenstunden erwünscht, dabei sollen die Reben jedoch nicht zu lange extremer Hitze ausgesetzt sein.
  4. Gegen August beginnt die Reifephase der Trauben. In dieser Zeit kann übermäßige Trockenheit die Entwicklung wichtiger Aromen hindern, weswegen gelegentliche Niederschläge von Vorteil sind.
  5. Bei der Weinlese im September und Oktober ist stabiles trockenes Wetter Grundvoraussetzung für die Ernte gesunder Trauben. Zu starke Temperaturschwankungen können sich negativ auf die Früchte auswirken und Regen kann die Trauben aufquellen und faulen lassen.

Hält sich ein Jahrgang an diese Grundregeln, freut sich der Kellermeister genauso wie einige Zeit darauf  der Weinliebhaber.

Ein Musterjahr

Wie ein braver Schüler befolgte der Jahrgang 2018 die obengenannten Vorschritten nahezu nach Strich und Faden, weswegen auch Harald Schraffl, Kellermeister der Kellerei Nals Magreid, nur Lob für dieses Jahr übrig hat. Der Austrieb der Knospen erfolgte wegen des nassen Winterwetters zwar etwas verzögert, doch sorgte das feuchtwarme April- und Maiwetter für eine frühe Blüte, weswegen sich die Früchte mit ausreichend Zeit hervorragend entwickeln konnte. Heiß und trocken war der Sommer, im August sorgten vermehrte Niederschläge doch für die nötige Abkühlung und Feuchtigkeit. Die ausgezeichneten Bedingungen im Frühherbst erlaubten es den Trauben, ohne jeglichen Zeitdruck die Vollreife zu erreichen und bilden so die Krönung eines hervorragenden Weinjahres.

Weiß oder Rot? Top oder Spitze?

Egal ob man knackige Weiße oder dichte Rote bevorzugt, das Jahr 2018 bietet jedem Gaumen Hochgenuss. Besonders in hohen Lagen angebaute Weißweine wie der Sylvaner werden dieses Jahr besonders gut strukturiert und ausgewogen ausfallen. Die Gewürztraminer sind hingegen von außerordentlicher aromatischer Intensität und Bandbreite und kräftigem Körper.

Wer vom Jahresverlauf 2018 am meisten verwöhnt wurde, waren jedoch ganz bestimmt die Rotweinsorten. Die kräftigen Klassiker wie der Lagrein oder der Blauburgunder strahlen nur so vor Eleganz und Kraft, während der trinkfreudige Vernatsch dieses Jahr besonders raffiniert und frisch gelungen ist.

2018 ist ein Jahr, auf dessen Weine man sich sehnlichst freut und dessen man lange gedenken wird.