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Egetmann-Umzug und Fasching in Tramin

Ein Dorf steht Kopf! Am Faschingsdienstag sind in Tramin wahrlich alle Bewohner aus dem Häuschen, schließlich feiert der ewige Junggeselle Egetmann-Hansl ja nicht alle Tage Hochzeit. Mit lautem Getöse lässt die bunte Hochzeitschaar aus Bauern, Waschweibern, Schnappviechern und noch vielen anderen Gästen das Brautpaar in einem unvergesslichen Umzug hochleben. Ein narrisches Spektakel, das man gesehen haben muss!

Ein Brauch mit tiefen Wurzeln

Seit jeher werden im Alpenraum zum traditionellen Beginn der Fastenzeit verschiedenste Traditionen gepflegt. Im kleinen Südtiroler Dorf Tramin wird ein jahrhundertealter Brauch zum Vertreiben der Wintergeister bis heute ganz besonders hochgehalten: Der Egetmann-Umzug! Erstmals im Jahr 1591 urkundlich erwähnt, geht der Name „Egetmann“ höchstwahrscheinlich auf die Bezeichnung Mann mit der Egge zurück. Heute krönt der Egetmann-Umzug alle zwei Jahre am Faschingsdienstag mit traditionellen Wagen und originalen Gestalten die Traminer Faschingszeit und ist von der hiesigen Tradition längst nicht mehr wegzudenken.

 

Wer ist der Egetmann-Hansl?

Als Hauptdarsteller und Bräutigam der Faschingstradition thront der Hansl, eine rausgeputzte Strohpuppe in elegantem Sakko und Zylinder, neben seiner reizenden Braut auf der Kutsche. Doch Hochzeit feiert der einst ewige Junggeselle erst seit Beginn des 20. Jahrhunderts, wurde er zuvor doch einfach von einer heiteren Männergruppe aus dem Dorf einer unverheirateten Frau angedreht, deren Name zuvor laut und öffentlich verkündet wurde. Heute wechselt die Braut des Egetmann alle zwei Jahre, doch der Hansl bleibt stets derselbe: skurril und faszinierend, stets mit verschmitztem Lächeln!

 

Der Umzug

Das ganze Jahr über laufen die emsigen Vorbereitungen für den narrischen Umzug, der als absolutes Highlight der Traminer Faschingszeit gilt. Rund 600-800 Teilnehmer schließen sich jedes Jahr in Gruppen zusammen und gestalten in regelmäßigen Treffen die aufwändigen Wagen und Kostüme. Die verkleideten Figuren werden ausschließlich von Männern gespielt, wobei der Großteil nicht maskiert, sondern nur mit Ruß oder Schminke bemalen ist. Die Wagen ziehen schließlich samt Gefolge durch die Straßen von Tramin und machen bei jedem Brunnen halt, wo die Ratsherren ihr Protokoll verkünden.

Die Schnappviecher: Die Publikumslieblinge in der Nebenrolle

Sie sind das Sinnbild des Traminer Fasching: die schnippischen Schnappviecher! Die auch als „Wudelen“ bekannten Figuren sind schon lange nicht mehr nur Nebendarsteller beim Egetmann, sondern rühmen sich landesweiter Berühmtheit. Mit ihren klapprigen Zähnen aus Metall oder Holz, den glänzend metallenen Zungen und den urigen Hörnern sind die oft drei Meter hohen und rund 20-30 kg schweren Drachengestalten wohl kaum zu übersehen und zu überhören. Sie machen den Umzug zu dem, was er heute ist: eine traditionelle Sensation!

 

Die Altweibermühle: Aus alt mach neu

Für Staunen sorgen unter den vielen beeindruckenden Wagen außerdem der Wagen der Altweibermühle. Sie soll angeblich aus alten Damen junge Fräuleins machen und wird vom Käfig mit der gefangenen Zenzi begleitet, die keinesfalls jünger werden möchte und am Ende des Umzugs gewaltsam auf die Mühle gezogen wird. Auch die Burgltreiber beeindrucken, indem sie Burgl, eine Frau mit Maisblättern an den Füße und Ruß im Gesicht, zu vertreiben versuchen. Burgl steht dabei für die Wintergeister, die jedes Jahr aufs Neue gekonnt vertrieben werden.

 

Vermutlich im heidnischen Brauchtum begründet, ist der Egetmann-Umzug heute vielmehr ein farbenfrohes und geselliges Fest, das allem voran im Zeichen des Zusammenhalts und des Miteinanders der Gemeinschaft steht.

 

Foto Quelle: https://www.egetmann.com/de/index.php